Camellia Sinensis und die unterschiedlichen Tee-Kultivare

Tee-Kultivar - Teeblätter an einem Teestrauch in einer Teeplantage

Wenn Sie die letzte Stufe bei „Wer wird Millionär“ erreicht hätten und dort die Frage aufkäme, „Was ist ein Kultivar?“, könnten Sie das so ohne Weiteres beantworten? Wer die Bezeichnung noch nie gehört hat, der könnte vielleicht annehmen, dass es sich dabei um jemanden handelt, der der Kultur besonders zugetan ist und diese fördert. Könnte durchaus sein, ist aber leider falsch. Das merkt man besonders dann, wenn die Bezeichnung „Tee“ voransteht. Was also ist ein Tee-Kultivar? Das wollen wir uns mal etwas genauer ansehen.

Was ist ein Tee-Kultivar – die Definition

Lassen wir den Zusatz „Tee“ erst einmal beiseite und kümmern uns um den Kultivar. Dabei handelt es sich um eine Kulturpflanze, die aus einer Wildpflanze hervorgegangen ist, entweder durch Züchtung bzw. Kreuzung oder durch natürliche Selektion. Ein Kultivar ist also ein Abkömmling, wenn man so will. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass die Pflanzen untereinander einheitlich sein müssen und dass es sich nicht nur um eine einzelne abweichende Pflanze handelt. Kultivare müssen somit geschlechtlich oder vegetativ gleich sein. Sehen wir uns ein Tee-Kultivar an, dann müssen wir etwas ausholen und erst einmal die Wildpflanze betrachten.

Von der Wildpflanze zum Kultivar

Um das Ganze nun auf den Tee zu beziehen, muss man wissen, dass es zwei Wildpflanzen gibt. Diese werden auch Varietäten genannt. Einmal ist dies die Camellia Sinensis var. Sinensis (Chinasaatpflanze), zum anderen die Camellia Sinensis var. Assamica (Assamstrauch). Diese beiden Varietäten sind quasi die „Obergruppen“, aus denen letztlich die Tee-Kultivare entstehen bzw. entstanden sind. Vergleichen kann man dies etwa mit Rebsorten beim Wein. Die Obergruppe sind die Weintrauben, daraus entstehen die unterschiedlichen Rebsorten, die in den verschiedenen Klimazonen wachsen.

Tee-Kultivar – welche gibt es?

Im Prinzip gibt es in jedem Land bzw. Anbaugebiet unterschiedliche Tee-Kultivare. Der Grund: die Klimabedingungen sind immer anders. Aber auch Boden und Landschaft sowie die geschmacklichen Vorlieben im jeweiligen Anbaugebiet spielen eine wichtige Rolle. Sehen wir uns die wichtigsten Tee-Kultivare mal etwas genauer an:

  • Indien
    Das asiatische Land ist noch relativ jung in Sachen Teeanbau. Glaubt man eigentlich gar nicht, denn mit Assam oder Darjeeling kommen sehr bekannte Sorten aus Indien. Doch die Bekanntheit heißt ja nun nicht, dass der Teeanbau dort schon besonders lange betrieben wird. Im Vergleich zu Japan oder China hat man erst ab 1840 damit begonnen, Tee anzubauen. Das ist der Hauptgrund, warum hier noch geforscht und ausprobiert wird und die Pflanzenvielfalt entsprechend gering ist. Somit gibt es noch nicht sehr viele Tee-Kultivare. Die bekanntesten sind etwa Ambari Vegetative 2**, Bannockburn 157 und auch Phoobsering 312.
  • Japan
    Ob äußerst ergiebig, frostresistent, einen hohen Ertrag liefernd oder unanfällig für Krankheiten – in Japan gibt es zahlreiche Kultivare, die auch geschmacklich überzeugen. Zu ihnen gehört das beliebteste Tee-Kultivar Yabukita. Weitere beliebte Kultivare sind Gokou, Okumidori, Samidori und Uji Hikari.
  • China
    Dort, wo der Tee einst seinen Ursprung hatte, ist die Anzahl der Tee-Kultivare so groß, dass man schnell den Überblick verliert. Während man in Japan oder Taiwan bevorzugte Kultivare nutzt, werden diese in China je nach Region gezüchtet und dann für eine explizite Teesorte verwendet. So ist das Tee-Kultivar für Schwarzen Tee beispielsweise Souchong, für Weißen Tee Fudging Da Bai und für Grünen Tee Long Jing 43.
  • Taiwan
    Das ostasiatische Land ist in Sachen Tee ebenfalls ein Vorreiter und entwickelt laufend neue Sorten bzw. züchtet diese. Das Tee-Kultivar, das am häufigsten zu finden ist, ist Qing Xin. Der Hochlandtee ist besonders hochwertig. Er wächst relativ langsam, bringt aber eine weitaus höhere Qualität mit sich, als andere Kultivare. Weitere Tee-Kultivare aus Taiwan sind zum Beispiel Si Ji Chun, Hong Yu und Chui Yu.
  • Andere Länder
    Sieht man sich andere Länder wie etwa Vietnam oder Thailand an, dann stellt man fest, dass dort sehr oft Tee-Kultivare aus China und Taiwan genutzt werden. Das Ziel ist es, dieselbe Qualität wie in den Ursprungsländern zu erhalten und somit am Markt mithalten zu können. Das Land Laos dagegen verfügt über viele uralte und vor allem wild wachsende Teebäume, weswegen es dort nur sehr wenige Tee-Kultivare gibt.

Wenn Sie wissen möchten, welches Tee-Kultivar Sie zuhause haben, dann schauen Sie einfach auf die Verpackung. Bei hochwertigen Tees werden die Tee-Kultivare in der Regel dort verzeichnet.