Ende des 19. Jahrhunderts versuchte man in der Türkei Tee anzubauen. Bei den Versuchen blieb es allerdings, bis einige findige Forscher nach Georgien reisten und dort sahen, dass das Klima für einen erfolgreichen Teeanbau verantwortlich ist. Dieses Klima fand sich in der Türkei rund um das Schwarze Meer, und so brachten sie erneut Samen mit und bauten – dieses Mal sehr erfolgreich – Tee an. Heute ist die Türkei der weltweit fünftgrößte Teeproduzent, auch wenn türkischer Tee eher unbekannt ist. Das liegt daran, dass man kaum exportiert, sondern alles selber trinkt.
Wie der Semaver funktioniert
Und weil der Tee in der Türkei so beliebt ist, gibt es auch dort eine Teezeremonie, die man als Gast durchaus mal ausprobieren sollte. Die Teezubereitung ähnelt der russischen Variante mit dem Samowar. In der Türkei wird ein ähnliches Gerät verwendet: der Semaver. Auch hier gibt es einen Schacht, in dem man Kohle einfüllt – die neuen Geräte sind natürlich alle strombetrieben – die dafür sorgt, dass das Teewasser heiß bleibt. Darüber werden zwei Kannen angebracht. In die untere kommt Wasser, das zum Kochen gebracht wird, in der oberen wird ein Teekonzentrat hergestellt. Dabei wird pro Tasse ein Löffel Tee zugegeben, plus ein Löffel für die Kanne. Dieses Konzentrat wird, wenn das Wasser heiß ist, aufgegossen und dadurch verdünnt. Während die Wasserkanne wieder aufgefüllt wird, kann man nun, je nach Geschmack, das Konzentrat in eine Tasse geben und mit heißem Wasser aufgießen. Vorher sollte der Tee 15 bis 20 Minuten ziehen.
Tee aus dem Glas, nicht aus der Tasse
Traditionell wird in der Türkei vor und nach dem Essen schwarzer Tee getrunken – mal stärker, mal schwächer – und das früh, mittags und abends. Wer an Schlafstörungen leidet, sollte gerade abends darauf am besten verzichten, schwarzer Tee hat immerhin einen Koffeingehalt von 20 mg pro 100 Gramm Tee. Und weil wir gerade bei der Tradition sind: Die Teegläser haben bei der Teezeremonie eine Tulpenform, dadurch bleibt der Tee länger warm. Übrigens: In den Privathaushalten wurde der Semaver durch eine einfachere Form, den Çaydanlik, abgelöst. Dieser hat keinen Wasserkessel mehr, das Wasser wird deswegen auf dem Ofen erhitzt.
In der Türkei werden zum Tee zwei Stück Würfelzucker oder ein Teelöffel Zucker gereicht. Diese Menge soll angeblich für bis zu fünf Aufgüsse ausreichen. Wer jedoch zu den Schleckermäulern gehört, der darf auch gerne etwas mehr Zucker nehmen. Oder Sie versuchen die Methode „Kitlama Cay“, die vor allem in der Osttürkei praktiziert wird. Dabei wird ein Würfelzucker unter die Zunge gelegt und dann der Tee getrunken. So soll es möglich sein, bis zu 30 Tassen Tee süßen zu können – nur wer trinkt denn bitte so viel Tee …? Unser Tipp zum Schluss: Verlangen Sie in der Türkei niemals Milch zum Tee. Dort wird dies sogar als Herabwürdigung der Qualität des Tees angesehen, denn Milch soll den Geschmack verfälschen. Also, immer ohne Milch!