Indien ist bekanntlich das Land der Gewürze. Ohne Gewürze geht hier gar nichts. Aber auch ohne Tee geht nicht viel. So ist es in Indien an der Tagesordnung, dass Tee zu jedem Essen gereicht wird, ja, man kann ihn sogar an fast jeder Straßenecke und an Imbissständen erhalten. Der Tee wird in Indien Chai genannt. Angebaut wird er dort schon seit dem frühen 17. Jahrhundert – und ist seitdem nicht mehr wegzudenken.
Teezeremonie – in Indien geht´s ohne
Eine festgelegte Teezeremonie, wie sie in Japan oder China stattfindet, gibt es in Indien nicht. Hier wird ausschließlich auf den Teegenuss Wert gelegt und sieht das Ganze nicht in einem spirituellen Kontext. Auch wird der Chai nicht wie in Russland mit einem speziellen Gerät zubereitet. Dafür ist Tee in Indien viel zu weit verbreitet und wird über den Tag verteilt viel zu oft getrunken. Die Inder kämen ja vor lauter Zeremonie zu nichts anderem mehr… Hinzu kommt, dass quasi zu jeder Mahlzeit Chai getrunken wird. Und das in jeder Kultur, die sich in Indien finden lässt – und davon gibt es über 80. Schon nach dem Aufstehen wird der erste Tee getrunken, dann zum Mittagessen natürlich und auch abends kommt Chai auf den Tisch. Dennoch kann man in Indien beobachten, dass Tee in den verschiedenen Regionen auch unterschiedlich gereicht wird.
Gewürze, Ziegenmilch und Butter – alles rein in den Tee
Rund um den Himalaja, also im Nordosten des Landes, wird Chai beispielsweise mit Salz verfeinert – ganz sicher eine interessante Geschmacksrichtung! Auch wird in diesen Bereichen Ziegenmilch mit dem Tee vermischt. Dies wird ebenso in den Großstädten gemacht, wobei hier natürlich auch gewöhnliche Kuhmilch zum Einsatz kommt. Gerade bei den Tees, die man an jeder Ecke kaufen kann, ist die Milch besonders wichtig, um die Grundsüße, die der Chai enthält, abzumildern. Gewöhnungsbedürftig ist dagegen der Teegenuss in Tibet. Dort wird statt Ziegenmilch ein Stück Yakbutter verwendet (das Yak ist eine tibetische Rinderart). Nachdem die Inder ihr Essen schon mit Gewürzen spicken, ist das beim Tee nicht anders. Hier kommen vor allem Nelken, Anis, Kardamom und oft auch Zimt zum Einsatz. Wohl bekommt´s!
Die Inder machen es den Briten nach
Viele der Inder sind beim Genuss Ihres Tees von den britischen Traditionen nicht allzu weit entfernt. So ist es vor allem die Oberschicht, die ihren Schwarzen Tee gerne mit Milch und Zitrone genießt. Milch gehört in Indien immer dazu und beim Masala Chai ist es sogar ausschließlich Milch. Denn hier wird das Wasser einfach ersetzt und der Tee in Milch gekocht. Dazu gibt es natürlich die bereits oben genannten Gewürze, die dem Getränk das gewisse Etwas geben.
Andere Regionen Indiens, besonders der nordwestliche Teil, trinkt statt dem Schwarzen Tee lieber Grünen Tee. Auch hier kommen Gewürze wie Safran und Kardamom hinein und schon hat dieser Tee einen anderen Namen. Er wird nämlich als Kashmiri Chai bezeichnet.