Es gibt so einige Länder, in denen wird der Teegenuss besonders hoch gehalten. England zum Beispiel, Japan und China sowieso, und auch hierzulande wird der Genuss von Tee regelrecht zelebriert: in Ostfriesland! Wie kam es aber, dass gerade die Ostfriesen so viel Gefallen daran fanden?
Warum die Ostfriesen eine Teezeremonie haben
Anfang des 17. Jahrhunderts begann man in Europa Tee aus Indien zu importieren. Da Ostfriesland ja nun bekanntlich am Meer liegt, gab es zahlreiche Schiffer, die am Import beteiligt waren. Wurde Tee zu Beginn nur als Medizin genutzt, kamen die Menschen langsam auf den Geschmack. Noch dazu, weil Tee um einiges günstiger war, als Bier, das bis dahin das Hauptgetränk in Ostfriesland war. Es dauerte nicht lange und der Handel mit Tee blühte.
Das führte dahin, dass sich ab dem späten 18. Jahrhundert eine regelrechte Teekultur in Ostfriesland entwickelte – und das, obwohl der Teegenuss sogar zwischenzeitlich durch den preußischen König verboten wurde. Auch die beiden Weltkriege machten es über viele Jahre unmöglich, Tee zu genießen.
So wird Tee in Ostfriesland traditionell zubereitet
Tee wird in Ostfriesland nicht einfach nur getrunken. Die ostfriesische Teezeremonie, die auch Teetied heißt, ist hier allgegenwärtig. Getrunken wird dabei meistens ein Ostfriesentee, der aus bis zu zehn Schwarzteesorten gemischt und nur in Ostfriesland hergestellt wird. Für eine „echte“ ostfriesische Teezeremonie wird auch echtes ostfriesisches Teegeschirr verwendet. Der Tee wird in einer Kanne zur Hälfte mit Wasser aufgegossen (pro Tasse ein Teelöffel + ein Löffel „für die Kanne“) und muss dann bis zu vier Minuten ziehen. Anschließend die Kanne ganz füllen und in eine Servierkanne umgießen.
Kluntje und Sahne zum Verfeinern
Bevor der Tee in die Tasse kommt, wird ein Stück Kandiszucker hineingegeben, die Ostfriesen sagen auch Kluntje dazu. Allerdings wird dies nicht mit den Fingern oder einem Teelöffel getan, sondern mit einer sogenannten Kluntjezange. Dabei handelt es sich meist um eine kleine Zange aus Silber, mit der – mehr oder weniger umständlich – versucht wird, den Kandiszucker zu greifen, um ihn dann in die Tasse zu geben. Diese Zange ist im Übrigen in Ostfriesland so wichtig, dass junge Mädchen diese bereits zur Konfirmation oder zur Kommunion für die Aussteuer geschenkt bekommen. Nun wird Tee darüber gegossen, allerdings nur so viel, dass der Kandis noch ein klein wenig aus dem Getränk herausragt.
Danach wird mit einem Sahnelöffel vorsichtig am Rand ein Tropfen Sahne in den Tee gegeben, damit eine Sahnewolke (´n Wulkje oder Rohmlepel) entsteht. Getrunken wird dann ohne umzurühren. So erhält man zuerst das herbe Aroma, dann den sahnigen Geschmack und schließlich die Süße des Kandis. Der Teelöffel ist also nicht zum Umrühren da, sondern dient dazu anzuzeigen, dass man keinen weiteren Tee mehr möchte. Dazu wird der Löffel einfach in die Tasse hineingelegt. Meist wird die ostfriesische Teezeremonie nachmittags um 15 Uhr zelebriert. Aber auch vormittags um 11 Uhr und abends um 21 Uhr lassen sich die Ostfriesen den Tee schmecken.