Afrika und Tee sind erst einmal zwei Begriffe, die nicht viel miteinander gemein haben. Denkt man, denn wo sollen auf diesem heißen Kontinent denn bitte Teepflanzen wachsen? Nun, es gibt durchaus Länder, in denen Tee angebaut wird, wie etwa Kenia, Ruanda und auf Mauritius. Im Norden dagegen nicht, denn dort ist es zu heiß. Marokko ist so ein Land, wo Teepflanzen keine Chance haben. Dennoch kommt von dort der Berber-Tee. Wie das geht? Wir verraten es Ihnen!
Berber-Tee – die maghrebinische Teekultur
Ja, Sie haben richtig gelesen, in Afrika gibt es sogar eine Teekultur. Genauer in Maghreb. Maghreb ist kein Land, sondern die Bezeichnung für mehrere Länder. In diesem Fall für Tunesien, Algerien, Marokko und Westsahara. Übersetzt heißt Maghreb so viel wie „Land, in dem die Sonne untergeht“. Und genau dort sind und waren (seit vielen tausend Jahren) die Berber zuhause. Noch heute leben sie dort, wenn auch als indigenes Volk. Und sie haben natürlich ihre eigenen Rituale – bis heute!
So trinken die Berber gerne Tee und haben ihren eigenen Berbertee entwickelt, den es seit mehr als 600 Jahren gibt. Heute ist er so etwas wie das Nationalgetränk Marokkos. Getrunken wird der Berber-Tee zu allen möglichen Gelegenheiten. Zwischendurch genauso, wie damit Gäste bewirtet werden. Auf Festen und Feiern ist Berber Tee ebenfalls zu finden und nicht zuletzt trinkt man den Tee, wenn man ein erfolgreiches Geschäft abgeschlossen hat.
Die Zutaten des Berber-Tees
Wie oben schon erwähnt wächst in Marokko leider kein Tee. Die Grundzutat muss somit importiert werden. Diese besteht aus grünem Tee, dem Gunpowder, der aus China stammt. Eine weitere wichtige Zutat ist Nana-Minze, genauer Mentha spicata var. Crispa, auch Marokkanische Minze genannt. Und die wächst, wie der Name schon sagt, in Marokko. Alle weiteren Zutaten sind von Region zu Region unterschiedlich. So können unter anderem Sternanis, Rosenblüten, Zitronenmelisse, Thymian, Salbei oder auch Wermuth Bestandteil sein. Und am Schluss Zucker. Viel Zucker, denn die Berber mögen es besonders süß.
Die Zubereitung von Berber-Tee
Überall dort, wo sich im Laufe der Zeit Teekulturen entwickelt haben, wird der Tee auf eine andere Art und Weise zubereitet. So auch beim Berber-Tee, denn hier liegt die Zubereitung ausschließlich im Aufgabenbereich des Mannes, also dem Familienoberhaupt. Beim Zubereiten gibt es dann auch keine allgemein gültige Formel, was Ziehzeit und Mengenangaben von Tee, Minze und Zucker betrifft, denn das ist regional sehr unterschiedlich.
Was einer Zubereitung von Berber-Tee immer vorausgeht, ist das Befüllen der Teekanne mit Grünem Tee und dem Aufgießen von kochendem Wasser. So weit, so gut. Doch dann tun die Berber etwas, was ungewöhnlich ist Sie gießen das Wasser nämlich sofort danach wieder aus der Kanne und schütten es weg. Das hat den Grund, dass dadurch Staub und Schmutz, der sich in der Kanne befinden könnte, weggespült wird. Man könnte es natürlich auch nur mit heißem Wasser machen, aber Ritual ist nun mal Ritual.
Gleich danach wird noch einmal heißes Wasser in die Kanne gegossen und dieses 15 Minuten lang gekocht. Danach gießt man das Teewasser in eine frische Kanne, die Blätter haben ausgedient und werden nicht mehr benötigt. Nachdem man Zucker, Zucker und Zucker, also wirklich viel Zucker und die Nana-Minze dazugegeben hat, wird der Tee noch einmal bis zum Kochen erhitzt. In manchen Regionen wird die Minze dagegen direkt in die Tassen bzw. die Gläser gegeben. Ziehen lassen muss man den Tee anschließend nicht mehr, er kann gleich getrunken werden.
Das Ritual des Tee-Einschenkens
Die Berber haben aber noch eine weitere Besonderheit, denn sie gießen den Tee nicht einfach nur in die Tassen bzw. Gläser. Nein, sie tun dies mehrmals und zwar in hohem Bogen. Wer es gut kann, bei dem geht sicherlich nichts daneben, wer noch übt, der sollte ein Handtuch bereitlegen. Der Tee wird also in hohem Bogen ins Trinkgefäß und wieder zurück in die Kanne gegossen. Diese Prozedur wiederholt sich so lange, bis der Schaum verschwindet.
Schaum im Tee? Ist das normal? Beim Berber-Tee schon, denn durch den hohen Zuckergehalt entsteht auch viel Schaum. Dieser Schaum wird aber nicht mitgetrunken und sollte somit nicht in der Tasse bleiben. Das Ganze hat natürlich noch einen tieferen Sinn. Da es in der Wüste nicht nur sandig, sondern auch windig ist, wird durch den Schaum der umherfliegende Sand gebunden. Wer möchte schon einen knirschenden Tee haben?
Außerdem werden durch das mehrmalige Umgießen die Geschmacksaromen verbessert, da dem Tee so Sauerstoff gegeben wird. Also, einfach mal ausprobieren und den Berber-Tee auf traditionelle Art zubereiten.