Mittelasien – Tee nur für den eigenen Gebrauch

Teeplantage in Russland

Während die meisten Länder Tee nicht nur für den Eigengebrauch herstellen, sondern auch exportieren, ist es in Mittelasien anders. Bevor man näher auf die Tee-Anbaugebiete dort eingeht, sollte man sich erst einmal einen Überblick verschaffen, was alles zu Mittelasien, oder auch Zentralasien genannt, gehört. Überwiegend sind das die Länder der ehemaligen Sowjetunion, also unter anderem Russland, Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan. Aber auch die Mongolei, Iran, Irak und sogar die Türkei gehören zu Mittelasien.

Untypische Teeanbaugebiete

Darunter ist augenscheinlich nun kein Land, das man mit Tee in Verbindung bringt – und dennoch haben wir schon die wichtigsten Tee produzierenden Länder genannt: Russland, die Türkei und der Iran gehören hier an erster Stelle genannt. Der Unterschied zu anderen Nationen wie China, Japan oder Indien ist einfach der, dass man Tee aus den mittelasiatischen Ländern kaum kennt, weil dieser eben kaum bis gar nicht ins Ausland gelangt. Das heißt aber noch lange nicht, dass die Teekultur in diesen Ländern nicht vorhanden ist.

Kein besonders hochwertiger Tee

Angebaut wird in Russland, der Türkei und im Iran vor allem Schwarztee. Allerdings darf man nicht von besonders hochwertigen Qualitätstees ausgehen. Der Grund ist einfach: Die Tee-Anbaugebiete liegen zumeist in einem sehr rauen Klima, was nur den Anbau von qualitativ einfachen Sorten zulässt. Dies ist wohl auch der Grund, warum der Tee nicht exportiert wird. Die Qualität kann mit Pflanzen aus einem anderen Teeanbaugebiet kaum mithalten.

Teeanbau in Russland

Russland war schon seit jeher eine Nation, die gerne und viel Tee trank. Bereits zu Zeiten der Zaren genoss man Tee aus dem klassischen Samowar. Dieser wurde damals aus Südwestchina importiert und wurde über lange und beschwerliche Wege in die Metropolen Moskau und Sankt Petersburg gebracht. Aus diesem Grund nannte man den Tee auch Karawanentee. Irgendwann genügte die Menge nicht mehr der Nachfrage und man begann, selbst Tee anzubauen. Wie oben schon erwähnt konnte man die Qualität dieses Tees aber nicht mit dem aus den typischen Anbaugebieten vergleichen. Grund waren die schlechten Bedingungen.

Teeanbau in Mittelasien
© EmelErnalbant | istockphoto.com (#10325982 – Frau hält Korb im Tee garden) Auch in Mittelasien wird Tee, vor allem Schwarzer Tee, angebaut.

Zuerst begann man in südrussischen Provinzen damit, Tee anzubauen. Im heutigen Abchasien gab es die ersten Teegärten des Zaren. Mengenmäßig genügte das bei Weitem nicht, weswegen man den Teeanbau ins Kaukasusvorland und in die Bergprovinzen ausweitete. Heute sind Teeplantagen daher in Aserbaidschan, Armenien und Dhagestan zu finden.

Teeanbau in der Türkei

Eigentlich war in der Türkei Kaffee das Getränk schlechthin. Diesen bezog man aus dem Jemen, durch die Unabhängigkeitserklärung im Jahr 1918 wurde Kaffee jedoch zu teuer für die meisten. Die Alternative: Tee. Doch bei den ersten Versuchen gab es Anlaufschwierigkeiten, da das Klima rund um Bursa, unweit des Marmarameers zu trocken war. Rund 30 Jahre später versuchte man es erneut, dieses Mal am Schwarzen Meer. Hier war das Klima warm und regenreich im Sommer und mild und frostfrei im Winter. So entstand im Laufe der Zeit mit Rize ein regelrechtes Teezentrum in der Türkei. Weitere Anbaugebiete kamen in Trabzon, Ordu, Giresun und Artin dazu. Exportiert wird nur rund ein Sechstel des jährlichen Ertrages, der Rest wird im eigenen Land verkauft. Immerhin liegt die Türkei mit einer Produktionsmenge von jährlich rund 270.000 Tonnen Tee nach China, Indien, Kenia und Sri Lanka auf Rang 5 der Teeproduzenten weltweit.

Teeanbau im Iran

Wie auch in der Türkei war der Iran eigentlich ein Land der Kaffeetrinker. Da der Import von Tee aus China jedoch einfacher und günstiger war, als der Import von Kaffeebohnen, kam das Teetrinken immer mehr in Mode. Und weil auch hier die Nachfrage immer größer wurde, versuchte man bereits 1882 Tee im Iran anzubauen. Damals schlug das noch fehl, Anfang des 20. Jahrhunderts gelang der Anbau dann und zwar in der Provinz Gilan, die direkt am Kaspischen Meer zu finden ist. Bis heute findet man dort die meisten Teeplantagen des Landes und kann jährlich immerhin knapp 110.000 Tonnen Tee produzieren, was weltweit den 8. Rang bedeutet. Damit liegt der Iran sogar noch zwei Plätze vor Japan, die nur etwa 83.000 Tonnen produzieren.

China und Indien sind mit Produktionsmengen von 2,6 Mio Tonnen bzw. 1,3 Mio. Tonnen marktführend. Obwohl Japan als Teenation nur Platz 10 einnimmt und somit weit hinter der Türkei und dem Iran zu finden ist, macht eben die Qualität den Unterschied, weswegen japanischer Tee in die ganze Welt exportiert wird und türkischer bzw. iranischer kaum.

Wenn Sie mal in besagten Ländern weilen sollten, versäumen sie es nicht, sich auch mal von diesen Teesorten zu überzeugen – ob´s nun schmeckt oder nicht, sollte man zumindest mal ausprobieren.